10. Tag: 12.08.03

Wetter: Sonnig und heiß
Tageskilometer: 53,01km
reine Fahrzeit: 3h 36min

Zwei und einen im Sinn!

Wir brechen früh auf Richtung Ratzeburger Seen. Der Wecker klingelt uns um 7.00 Uhr aus dem Schlaf. Wir haben gut geschlafen, obwohl die Leute und der Platz hier seltsam sind. Nun, eigentlich könnte man richtig was aus dem Platz machen, aber daran hat hier scheinbar noch niemand gedacht. Die Toilettenhäuser bestehen aus Containern, die wir ja schon aus dem letzten Jahr von Tossens her kennen. Hier sind sie zwar ein bisschen sauberer, trotzdem muss man die Luft anhalten, wenn man sich in der Dusche umdrehen will. Außerdem sind die Container wasserdicht! Und wie! Vor meiner Dusche stehen heute morgen 2cm Wasser und schwappen lustig in meine Latschen. Na toll! Die Leute hier scheinen den Blick auf diese Häuschen aber zu lieben, wenn man sich die Ausrichtung der Wagen hier ansieht. Um andere Wagen herum sieht es aus, als sei ein Toys’r us Laden in die Luft geflogen – man ist halt sehr kinderfreundlich. Nun ja, Hauptsache wir haben gut geschlafen.

Nachdem wir gepackt haben, geben wir noch den Schlüssel beim Platzwart ab. Der wohnt oben im Ort und lässt sich auf dem Platz scheinbar lieber nicht blicken.

Wir suchen uns den kürzesten Weg nach Ratzeburg raus, denn hier geht es stetig weiter bergauf und bergab. Wir erreichen Seedorf und finden leider keinen Bäckerladen. Wenn wir nicht jemanden überfallen, müssen wir mit dem Frühstück heute wohl bis Ratzeburg warten. Weiter geht es auf der Landstrasse Richtung Salem. Nachdem wir bei Dannenberg schon Kamerun passiert haben, verwundert es uns nicht, dass wir jetzt auch am Zuckerhut vorbeikommen. Richtiger müsste man wohl sagen in Zuckerhut. Die Welt ist halt ein Dorf!

In Ratzeburg steuern wir als Erstes einen Bäcker an und kaufen den Bestand auf. Kugelrund und satt, sinnen wir über die Strecke nach. Steffi hat keinen Bock mehr! Wir machen einen Deal: Wenn Steffis Paps Zeit hat uns heute abzuholen, dann brechen wir ab. Andernfalls fahren wir weiter auf unseren Campingplatz und morgen nach Bad Oldesloe. Nach einem Telefonat steht es fest, er hat heute Zeit. Jedoch wird es wohl erst gegen Abend etwas und die Zeit bis dahin wollen wir sinnvoll nutzen. Wir fahren ihm auf der B 208 entgegen.

Trotz der hügeligen Landschaft kommen wir gut voran und schaffen es sogar bis nach Bad Oldesloe. Das sind eigentlich zwei Etappen an einem Tag. Die Fahrt dahin ist unspektakulär, das einzige Highlight der Blick von Siebeneichen über die Wälder bis nach Lübeck.In Bad Oldesloe schlagen wir uns beim „Gold Gockel“ den Magen voll. Zweimal Deutschland-Teller (Currywurst-Pommes). Der fahrende Grillmann macht den Teller voll bis zum Rand und wir fragen uns, wie er es wohl gemacht hätte, wenn wir eine große Portion Pommes genommen hätten. Bei Plaza gegenüber kaufen wir zwei neue lustige Taschenbücher, denn wir müssen ja noch warten.

Weiter geht’s zur Jugendherberge. Dort angekommen machen wir uns auf den Bänken breit und fangen an zu lesen. Bald schon kommt der Anruf von Hans, er ist bereits in Kisdorf. Wir entladen unsere Fahrräder und machen uns noch breiter. Zu Glück erhebt niemand Anspruch auf den Platz. Hans fährt vor und mit dem Beladen das Wagens geht unsere Reise auch schon zu Ende. Der Alltag hat uns wieder (oder umgekehrt).

Credits:

  • Herzlichen Dank an Hans und Bine für den hervorragenden Transfer!
  • An Ave und Arno für die Bemühungen wegen des Ladegerätes!
  • An Mama und Papa Brix fürs Katzenfüttern und Blumengießen!
  • An alle, die uns so liebe und nette SMS geschickt haben und die wir nicht beantwortet haben.
  • An alle, die unsere Reiseberichte gelesen haben.

Fazit:

  • Wir sind 439,65km geradelt.
  • Die höchste Geschwindigkeit lag bei 56km/h und die langsamste wohl so bei 4km/h.
  • Die Reise war anstrengend, aber schön. Die Wärme und der trockene Boden haben einige Radwege, die in unseren Karten stehen, unbefahrbar gemacht.
  • Wir waren in fünf verschiedenen Bundesländern und haben zahlreiche interessante und lustige Leute getroffen.
  • Wir haben alleine über 100 digitale Bilder und fast zwei 36er Farbfilme voll.
  • Wir haben mehr Kondition und die 90% Dreck sind inzwischen eine gehörige Bräune geworden, die auch nach dem Duschen noch bleibt.
  • Ach ja, der UNO-Contest steht bei 1205:1401 für mich!

Aber da fordert gerade jemand eine Revanche…

9. Tag: 11.08.03

Wetter: sonnig und heiß
Tageskilometer: 44,28km
reine Fahrzeit: 3h 2min

Es geht bergauf!

Wir haben herrlich geschlafen an unserem Kanalplatz. Der Wecker klingelt um 7.00 Uhr und wir kriechen schlaftrunken aus dem Zelt. Unser Platzwart schaut vorbei und wir zahlen den Platz.

Gegen neun geht es los. Vorn am Gasthaus kaufen wir ein paar ofenfrische Brötchen zum Frühstück. Das Essen dort gestern Abend war lecker. Wir fahren am rechten Kanalufer entlang und wechseln dann bei Dalldorf auf die linke Seite. Dort geht es weiter bis Siebeneichen, wo wir die alte Seilfähre testen. Extra für uns setzt der Fährmann über.

Dann geht es wieder über einen sehr schlechten Weg bis Bergholz. Ab da fahren wir wieder Landstrasse bis nach Gudow und weiter Richtung Schaalsee. Es geht stetig bergauf und die Sonne brennt heiß.

Wir erreichen den Platz und können nach dem Aufbau ein kühles Bad im See nehmen. Zu unserem Abendessen machen wir uns heute sogar eine Vorsuppe. Broccoli-Creme und anschließend Schinken-Hörnli. Wir haben beschlossen uns in Bad Oldesloe abholen zu lassen und die Tour zu kürzen.

Der Bericht aus Ratzeburg muss evt. entfallen, der Palm ist jetzt am Ende…

8. Tag: 10.08.03

Wetter: wolkenlos und warm
Tageskilometer: 39,27km
reine Fahrzeit: 2h 50min

„Pffffttt“ macht der Reifen und wir einen Boxenstop.

Es klappt fast mit dem Aufstehen. Etwas benommen wanken wir um kurz nach 6 Uhr zum Duschen. Leise packen wir zusammen und könnten so schön in den kühlen Morgen starten, wenn da nicht diese lange Schlange bei den Brötchen wäre. Es ist also doch wieder 9.00 Uhr, als wir vom Platz rollen. Aber herrlich kühl. So kühl das Steffi endlich mal den neuen Pullover ausprobieren kann.

Es geht recht schnell Richtung Bleckede, noch ein kurzes Gespräch mit einem Radler, der vom Erzgebirge nach Cuxhaven fährt. Kaum haben wir den Feldweg verlassen, schlabbert Steffis Vorderrad nur noch herum. Der Boxenstop ist rekordverdächtig. Nach knapp 15 Minuten geht es weiter. Wir sind faul und haben den Ersatzschlauch genommen – geflickt wird später.

An einer Tankstelle pumpen wir den Reifen richtig auf und dann gehts rauf auf die Fähre und ein weiteres Mal über die Elbe. Die Schaffnerin schafft kaum zu kassieren, so kurz sind die Strecken hier.

Dann auf dem Deich weiter bis nach Gothmann. Die Strecke ist recht schlecht, aber   langsam gewöhnen wir uns an die Betonplatten. Wir erreichen Boizenburg und kaufen ein Eis bei Janny’s. Steffi entdeckt ihre Lieblingssorte Milchreis und kauft einen riesen Becher.

Wir quälen uns den Berg hoch aus dem Ort heraus und werden mit derart viel Gefälle belohnt, das Steffi ihre Höchstgeschwindigkeit auf 56km/h steigern kann. Sie behauptet, sie hätte auch 60 geschafft, aber es kam ein Radfahrer von vorn. Wir radeln durch Lauenburg und biegen auf den Kanalweg ein. Einmal fragen und wir haben den richtigen Weg. So früh wie nie sind wir auf dem Platz und können direkt am Kanal aufbauen. Wir kühlen uns im Lanzer See ab und werden nachher mal das Restaurant testen. Bis dahin hauen wir uns in den Schatten und genießen das Wetter, mal ohne die Beine zu bewegen…

7. Tag: 09.08.03

Wetter: Super-heiß
Tageskilometer: 38,71km
reine Fahrzeit: 2h 55min

Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt gleich noch ein Berg daher.

Wir haben wieder super ruhig geschlafen und weil es so schön ist, bleiben wir ein bisschen länger liegen. Dann das obligatorische Packen und Frühstücken. Dann geht es los.

Noch kurz durch Dannenberg und Essen fürs Wochenende kaufen, dann halten wir uns Richtung Hitzacker. Es ist heiß! Hitzacker hat Deutschlands nördlichsten Weinberg, leider scheint der genau auf unserer Route zu liegen. Wir strampeln bei 35 Grad im Schatten 10% Steigung hinauf. So geht es dann auch den ganzen Tag weiter. Es scheint stetig bergauf zu gehen, wir sind völlig alle! Den Weg finden wir problemlos und die Landschaft entlang der Elbuferstrasse ist sehr schön. Kurz vor Alt Garge geht es dann noch mal in Serpentinen den Berg hinauf. Wir erreichen den Campingplatz, 14 Euro inklusive Waldbad! Es zischt richtig, als wir ins Wasser steigen!
Zum Abendessen Bratkartoffeln und Rührei und schnell noch eine Dusche. Morgen wollen wir die Mittagshitze meiden und um 6.00 Uhr aufstehen. Mal sehen ob das klappt…

6. Tag: 08.08.03

Wetter: so heiß wie nie
Tageskilometer: 49,98 km
reine Fahrzeit: 3h 20min

Wir sind spät dran mit dem Bericht, aber es war Waschtag.

So ruhig haben wir lange nicht mehr geschlafen. Trotzdem klingelt der Wecker eigentlich zu früh. Wir packen wie immer, frühstücken und machen uns auf den Weg. Wieder geht es durch Lentzen. Am Kirchplatz machen wir kurz halt um zu fotografieren.

Dann geht es zurück Richtung Fähre und auf dem Deich weiter Richtung Dömitz. Es ist so heiß wie nie. Wenn ein leichtes Lüftchen weht, dann bewegt sich die warme Luft nur schneller, aber es wird kein Grad kühler. Acht Kilometer vor Dömitz machen wir halt an einem Gasthof und essen ein paar Pommes. Dömitz durchqueren wir recht schnell, wechseln das Elbufer diesmal über eine Brücke.

Dann geht es durch kleine Dörfer nach Dannenberg. Schneller als wir glauben sind wir am Ziel. Im Zentrum fragen wir in diversen Geschäften nach einem Ladegerät – ohne Erfolg. Ein Eis, eine Pause und auf zum Campingplatz. Wir melden uns an und kaufen eine Unmenge an Waschmünzen. Die Hälfte der Reise ist um und unsere Klamotten gehen zur Neige. Wir werfen eine Maschine an und schwimmen ein paar Bahnen im angrenzenden Freibad (natürlich inklusive).

Dann die Sachen in den Trockner und das Abendessen aufwärmen. Es gibt Reis und Cevapcici (oder so, die Packung ist schon im Müll). Die letzte Wäsche ist gleich durch, aber vorher schnell diesen Bericht verschickt.Hilfeangebote und Beileidsbekundungen wg. des Ladegerätes bitte per SMS. Es liegt eins in Kisdorf, aber Wochenendlieferungen sind zu teuer…

Trotzdem lieben Dank an Ave!

5. Tag: 07.08.03

Wetter: Sonnig und heiß
Tageskilometer: 58,79km
reine Fahrzeit: 4h 20min

4. Tag: 06.08.03

Wetter: Sonnig und heiß
Tageskilometer: 51,46km
reine Fahrzeit: 3h 47min

Unsere Theorie hat sich mal wieder bestätigt- was viel kostet, muss nicht zwangsläufig gut sein.

Aber von vorn. Wir haben uns den Wecker eine halbe Stunde früher gestellt und schlüpfen schon um 7.30Uhr schlaftrunken aus den Federn. Wir räumen zusammen, bezahlen unsere Rechnung und sind eine ganze dreiviertel Stunde früher im Sattel. Als erstes geht es zurück in den Ort, beim Bäcker ein Frühstückchen kaufen. Steffi schlägt voll zu und wir müssen fast einen Kleinkredit aufnehmen, dafür haben wir aber auch reichlich zu Essen.

Wir entscheiden uns für den direkten Weg nach Salzwedel und fahren etwas mehr Hauptstrasse. Trotz mehr als 13 Jahren Wiedervereinigung, erinnert doch noch einiges an alte Zeiten. Der Radweg zum Beispiel scheint aus dem gleichen Beton-Kombinat zu kommen, wie die ehemalige Transit-Strecke nach Berlin. Viele alte Betriebsgebäude stehen leer und auch neue Läden haben bereits wieder die Sachen gepackt und sind verschwunden. Ein riesiger Baumarkt und ein Möbelhaus stehen einsam am Wegesrand. Es sind noch nicht mal Fahrzeuge von Angestellten zu sehen. Vor einem verlassenen Autohaus hat findiger Kopf eine fahrbare Feldküche eröffnet.

In Salzwedel empfängt uns als erstes eine Plattenbau-Siedlung, die unsere Erwartungen auf die angekündigten Sehenswürdigkeiten schwinden lässt. Wir halten uns tapfer Richtung Ortskern und siehe da, Salzwedel hat auch andere Seiten. Kleine verwinkelte Gasse mit wunderschönen Fachwerkhäusern, Kirchen und Resten der Stadtmauer. Wir streifen umher, fotografieren und filmen. In einem Sportgeschäft kaufe ich ein paar neue Radhandschuhe. Im Netto-Markt kaufen wir unser Abendessen, nun gleich für zwei Abende.

Wir verlassen uns auf die Ausschilderung und strampeln erstmal in die falsche Richtung. Dann geht es weiter auf dem richtigen Weg. Kopfsteinpflaster macht das Fahren schwer und stellt unsere Räder auf die Belastungsprobe. Die Orte werden kleiner, sind aber sehr schön und haben alle eins gemeinsam – eine kleine Feldsteinkirche in der Dorfmitte. Die Verbindungen gleichen alten Römerstrassen. Feldsteine, ausgefahrene Spuren und gerade mal so breit, dass ein Fuhrwerk drauf Platz hat. Unser Radweg ist ausgeschildert und führt teilweise direkt durchs Outback der Altmark.

Wenn du dann denkst, einsamer kann es nicht werden, steht da auf einmal ein riesiges Styropor-Platten-Werk. Weiter geht es durch namhafte Orte wie Mechau, Kaulitz und Schrampe. Wie gestern säumen zahlreiche Obstbäume unseren Weg. Immer wieder teste ich Äpfel und Pflaumen (wehe es lacht jetzt einer), aber wir sind noch zu früh dran – alles sauer!

Dann haben wir es geschafft, wir sind in Arendsee und biegen gleich auf den ersten Campingplatz ein. „Zehn Minuten zu Fuß zum See“, sagt die Besitzerin. Wir steigen wieder auf, denn unser eigentlicher Platz trägt den viel versprechenden Namen „Naturcamp am See“. Noch ein paar Kilometer, dann haben wir es geschafft. Der Platz erinnert uns von der Strasse mehr an eine Schrebergarten-Siedlung, nur viel wilder. Völlig willenlos stehen kleine selbstgezimmerte Hütten mitten im Wald.

Egal, wir melden uns an. Mit 12,50 Euro der bisher teuerste Platz. Da müssen die echt was bieten. Tun sie auch, zum Beispiel mit zusätzlichen Duschmarken zu 1 Euro pro Stück und drei Minuten. Jetzt sind wir schon bei 16,50 Euro! Nach langem Suchen finden wir einen einigermaßen ebenen Platz und bauen unser Zelt auf. Jetzt schnell runter zum See. Wir gingen ja eigentlich davon aus, selbiger würde direkt an den Platz grenzen, aber dem ist nicht so. Dazwischen liegen eine Strasse und ein hoher Zaun. Unsere schlimmsten Befürchtungen werden wahr. Das „Strandbad“ kostet noch einmal 3 Euro Eintritt. Wie gesagt, nicht alles was teuer ist, ist auch zwangsläufig gut.

Es muss schon sehr schlimm kommen, damit ein anderer Platz diesen hier von der letzten Stelle unserer persönlichen Rangliste verdrängt. Wir baden nicht, sondern duschen gleich. Als wir zurückkommen haben drei Frauen-on-Tour die Bank neben unserem Zelt bevölkert. Als ob das nicht reichen würde, haben sie ihr Auto noch gleich mit dem Heck an unserem Eingang geparkt. Steffi sitzt schon mit pochenden Schläfen im Zelt.

Da unser Campingplatzwirt bereits zum vierten Mal über einen plärrenden Lautsprecher – er ist bestimmt auch Stadionsprecher beim 1. SV Arendsee – die Waldbrandstufe 4 ausgerufen hat, kochen wir in der „Grill-Insel“. Da vor unserem Zelt kein Platz mehr ist, setzen wir uns in einen bereits geschlossenen Imbiss.

Erst lange nachdem wir unseren Abwasch erledigt haben, verschwinden die Mädels vor unserem Zelt. Während ich, noch etwas benommen von ihrer platten Konversation, mich frage, ob ich ihre Reifen zersteche, hat Steffi bereits die Bank vor deren Zelt geschleppt. Von links dröhnt Best of Ballermann, von rechts Outlandish herüber. Und der Tag fing so gut an…

3. Tag: 05.08.03

Wetter: Sonnig, wolkenlos und sehr warm
Tageskilometer: 47,3km
reine Fahrzeit: 3h 18min

Kindergeschrei weckt uns heute recht früh.

Um uns herum haben sich eigentlich nur Familien mit Kindern „angesiedelt“. Und wer früh schläft, ist halt auch früh wach. Wir bleiben demonstrativ liegen, bis der Wecker klingelt. Packen zusammen und frühstücken Kakao und ein paar Brötchen.

Dann geht es los, heute mal ohne Radhandschuhe. Die habe ich irgendwo verdaddelt. Nach den Anstrengungen des gestrigen Tages, beschränken wir uns heute eher auf gut ausgebaute Nebenstrecken.Wir radeln Richtung Suderburg, bewundern und fotografieren die alte Feldsteinkirche. Ein paar Reststoff-Müllkutscher weisen uns den Weg weiter nach Stadensen.

Zwischen Nettelkamp und Wieren überqueren wir den Elbe-Seitenkanal. Die Dörfer können noch so klein sein, wir finden immer den richtigen Weg. Was wir nicht finden, ist ein Laden oder Supermarkt in dem wir unser Abendessen kaufen könnten. Entweder versorgen sich die Leute hier selbst oder sie fahren irre Strecken zum Einkaufen. Es geht reichlich bergauf und bergab – obwohl Steffi ständig behautet, es ginge mehr bergauf als bergab!

Proitze belohnt unsere Anstrengungen dann mit 5% Gefälle und wir sausen mit 37km/h in den Ort hinein. Wir folgen der niedersächsischen Mühlenstrasse (hier müssen wohl mal ein paar gestanden haben) bis nach Schnega. Dort zeigt sich ein malerischer Dorfkern von seiner besten Seite und ich krame meinen Fotoapparat hervor. Schnell den Hang runter zu einer alten Waschstelle. Ich schlage mich durch die Brennnesseln – was tut man nicht alles für eine gute Einstellung. Von der anderen Seite sieht es auch gut aus, also hops auf die glitschigen Steine.

Auf dem Rückweg ist meine Sonnenbrille, die ich eben noch so kunstvoll an meine Hose geklemmt habe, weg. Eine fieberhafte Suche beginnt, denn Handschuhe und Brille an einem Tag, ist wirklich zu viel des Guten! Nach einer Weile stößt Steffi dazu, die eigentlich mehr nach mir, als nach der Brille sucht. Ich durchwühle den halben Fluss mit meinen Händen, leider erfolglos. Auch meine Versuche den Fluss mit einem halben Mühlstein umzuleiten, schlagen fehl. Als ich mich schon fast geschlagen gebe, hebe ich einen letzten Baumstamm zur Seite und was schwimmt da im Strom? Meine Sonnenbrille! Voller Stolz kehre ich zurück zu den Rädern.

Nach Bergen/Dumme ist es nun nicht mehr weit und wieder werden wir mit einem Gefälle belohnt, das unsere persönliche Höchstgeschwindigkeit auf 38,1km/h erhöht. Wir sind hungrig und der nächste Supermarkt, wie man uns sagt 10 Minuten mit dem Auto entfernt. Haben wir vielleicht ein Auto? Also, der nächste Gasthof ist unser. Wir machen es uns bequem. Vergebens, die Küche öffnet um 17.30 Uhr. Wir kommen wieder.

Auf dem Campingplatz hat die Anmeldung bereits geschlossen. Ein kleiner dicker Berliner, der nach den Beinen zu urteilen mal Schweine gezählt haben muss, zeigt uns die Zeltwiese und füllt schnell den Zettel aus. Gezahlt wird morgen. Nach einer ausgiebigen Dusche schwingen wir uns wieder auf die Räder und fahren zurück zum Gasthof.

Zweimal Schweinesteak mit frischen Champignons. Das Haus trägt stolz das Schild „Empfehlenswerter Gasthof“. Als das Essen kommt, wissen wir warum. Pappsatt kehren wir zum Zelt zurück. Nun noch ein paar Runden UNO, es steht 500:387…

2. Tag: 04.08.03

Wetter: Sonnig, keine Wolke und sehr warm
Tageskilometer: 48,29km
reine Fahrzeit: 3h 43min

Pünktlich um acht klingelt der Wecker.

So richtig entspannt haben wir nicht geschlafen. Die Bundsbahn hat die Strecke leider nicht über Nacht stillgelegt. Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren als erstes zurück zum OBI-Markt vom Vortag. An Steffis Lenkertasche hat sich eine Niete gelöst. Auf dem Weg kaufen wir beim Bäcker ein paar Brötchen zum Frühstück. Bei OBI  verschrauben wir schnell die Lenkertasche und holen gleich nebenan noch eine Rolle Nähzwirn. Auch unser Zelt muss ein bisschen geflickt werden.

Dann kann es los gehen. Inzwischen ist es kurz nach 11 und unsere erste Etappe beginnt.Wir halten uns erst auf der B191, biegen aber recht schnell auf einen Feldweg ab. Nachdem wir uns ein kurzes Stück bergauf gequält haben, bekommen wir eine willkommene Erfrischung. Direkt aus einer riesen Wasserkanone, die neben einem Maisfeld auch die halbe Strasse bewässert. Das tut gut!

Schnell merken wir, dass wir zu früh abgebogen sind und fahren einen kleinen Umweg, bevor wir den richtigen Weg finden. Die Landschaft ist sehr schön und wir erreichen über Habighorst, die kleine Gemeinde Eschede, die durch das ICE-Unglück traurige Berühmtheit erlangt hat. Ein Eis an der Tankstelle und noch mal nachgefragt – wir sind auf dem richtigen Weg.

Nach einem kurzen Stück an der Bundesstrasse biegen wir ab Richtung Aschauteiche, einem der bedeutendsten Fischveredelungsgebiete Norddeutschlands. Etwas enttäuscht sind wir dann schon. Wir hatten mit einer richtigen Fischzucht, vielleicht ein paar erklärenden Schildern oder zumindest einem guten Fischrestaurant gerechnet. Stattdessen Wald und vereinzelt ein paar Teiche, randvoll mit Goldfischen. Das erklärt wenigstens das Fehlen des Restaurants.

Wir strampeln weiter durch den Wald und der Weg wird immer beschwerlicher. Die Sonne hat den feinen Heidesand ausgetrocknet und letztendlich ist es, als versuche man am Timmendorfer Strand zu fahren. Wir steigen ab. Von hinten rauscht ein riesiger Holzlaster heran und schränkt unsere Sicht für Minuten auf mehrere Meter ein. Das diese Aktion nicht für einen besseren Weg sorgt ist wohl klar. Wir schaffen ganze drei Kilometer in einer Stunde.

Nach einiger Zeit wird der Weg wieder besser und es geht voran. Im Wald vor Hösseringen weist uns ein netter Radler den richtigen Weg. Schnurgerade zieht sich die Strecke durch den Wald. Ein paar mal noch bergauf und bergab und Steffi trägt den Etappensieg davon.

Hösseringen ist ein kleiner Ort. Die einzigen Attraktionen sind das Landwirtschaftsmuseum und der Hardau-See. Wir erreichen unseren Campingplatz und bauen auf. Der Imbiss hat montags zu und an unseren Waldwegen gab es einfach zu wenig Supermärkte. Wir müssen wirklich hungrig aussehen, denn unser Platznachbar fragt, ob er uns was vom Supermarkt mitbringen soll. Er soll! Nach kurzer Zeit liefert er die bestellten Würstchen mit Kartoffelsalat. Wir essen, duschen und stellen enttäuscht fest, dass unsere Tagesbräune zu 90% Schmutz ist. Weiß und müde legen wir uns vor das Zelt. Steffi hat ein lustiges Taschenbuch besorgt…

1. Tag: 03.08.03

Wetter: Sonnig und sehr warm
Tageskilometer: 8,56km
reine Fahrzeit: 0,43h

Mirácoli ist fertig! Damit geht unser erster Tag schon dem Ende entgegen.

Eine richtige Etappe haben wir heute noch nicht zurückgelegt. Nachdem uns Hans und Bine auf einem Baumarkt-Parkplatz abgesetzt, wir alle Sachen verstaut und die Gepäcktaschen richtig eingestellt hatten, haben wir uns erstmal auf den Weg in die Altstadt von Celle gemacht.

Celle ist wirklich schön! Die Häuser in der Altstadt sind im Fachwerk-Stil gebaut und die Giebel mit aufwendigen Schnitzereien und Balkonen verziert. Café-Besitzer haben ihre Tische in die zahlreichen Gässchen geräumt und wenn die Häuser nicht so vehement an Norddeutschland erinnern würden, könnte man fast meinen, man sei in Südeuropa. Hier hat sich selbst McDonalds dem Baustil angepasst und wirbt bescheiden mit einem Bronze-M auf Holz. Kurz ein Burger und eine Rundfahrt durch den Schlosspark, dann machen wir uns auf zu unserem Campingplatz mit dem viel versprechenden Namen „Camping Silbersee“.

Wir finden problemlos den Weg, haben aber auch geschummelt, da wir morgens schon einmal mit dem Auto daran vorbei gefahren sind. Anmelden, Zeltaufbauen und häuslich einrichten und dann durchgeschwitzt wie wir sind, erstmal in den See. Silbern ist er ja nicht, eher voll aber durchaus erfrischend. Zwischen den Erfrischungen sonnen wir uns ein wenig und spielen die eine oder andere Partie UNO.

Nach der Dusche dann die Kocher angeworfen und die Familien-Rundum-Glücklich-Packung-Mirácoli aufgesetzt. Wir sind nur zwei und nicht vier Personen und am Ende satt und glücklich. Die Werbung hat nicht gelogen.

Der Platz ist ganz OK, nur liegt er genau zwischen einem Tierheim und der ICE-Strecke. Von links alle 25Minuten ein Zug, von rechts kläffende Hunde. Jetzt, zum Abend legt sich zumindest das Spektakel von rechts. Ich glaube auf diesem Platz gibt es nur ganz harte Dauercamper, oder die sind taub.

Steffi kommt gerade vom Abwasch zurück und diese Mail will noch gesendet werden. Außerdem fordert noch jemand eine UNO-Revanche.Morgen starten wir unsere erste Etappe.